Vinzenz von Paul aus dem Sklavenmarkt in Tunis,
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Der heilige Vinzenz von Paul.
Am Fuße der Pyrenäen zu Ranquines, einem kleinen, zur Pfarre Pouy gehörigeu Weiler in der Hütte eines armen Landmannes wurde im Jahre 1576 am 24. April ein Schutzengel der Menschheit geboren, Vinzenz von Paul. Ernst, fromm und still, wohltätig, soweit seine kleinen Mittel es erlaubten, war er in früher Kindheit schon, dabei so eifrig im Lernen, daß der Vater beschloß, ihm eine geistliche Erziehuug geben zu lassen, und ihn mit zwölf Jahren zu den Franziskanern brachte. Zwanzig Jahre alt besuchte er die Universität Toulouse. Er studierte mit rastlosem Fleiße und erwarb sich seinen Lebensunterhalt, indem er jungen Edelleuten Unterricht erteilte. Als er nach seiner Priesterweihe die erste heilige Messe feierte, ergriff ihn eine so ehrfuchtsvolle Scheu vor der Erhabenheit dieses Geheimnisses, daß ein Zittern durch alle feine Glieder lief, und die hohen Verrichtungen des Priestertums traten ihm in ihrer ganzen Heiligkeit so lebendig vor die Seele, daß er später oft sagte, wäre er nicht in der Jugend Priester geworden, als er seine Unwürdigkeit noch nicht so gekannt, im Alter würde er sich nimmermehr dazu entschlossen haben. Im Jahre 1605 mußte er eine Reise nach Marseille machen, um eine kleine Geldsumme zu erheben, die ihm ein Wohltäter vermacht hatte. Zur Heimkehr wählte er den kürzeren Weg über das Meer. Da wurde aber seine Barke von tunesischen Seeräubern gekapert und Vinzenz mit seinen Gefährten gefangen nach Tunis auf den Sklavenmarkt geführt. Aus der Schule der Wissenschaft kam er in die Schule des Kreuzes. Zuerst kaufte ihn ein Fischer, dann ein Alchymist, endlich ein Renegat. Eine der drei Frauen dieses Menschen, eine Türkin, ging aus Neugier oder Langweile aufs Feld, wo Vinzenz arbeitete, und befahl ihm, Loblieder seines Gottes zu singen. Mit Tränen im Auge stimmte er den 136. Psalm an: „An den Flüssen Babylons saßen wir und weinten, da wir Sions gedachten." Aber nach dem wehmutsvollen Liede von der Gefangenschaft sang er ein anderes, sreudeu- und vertrauensvolles, das Salve Regina. Nachdenklich kehrte das Weib zu ihrem Manne heim und erklärte ihm, daß er Unrecht gehabt habe, eine Religion zu verlassen, die solche Loblieder ihres Gottes eingebe. Sie glaubte, einst im Paradies ihrer Väter keine solche Freude emvsinden zu können, als diese Lieder ihr gemacht hätten, und war überzeugt, daß irgend ein Wunder dabei im Spiele sei. Das schlafende Gewissen des Renegaten erwachte und bald teilte er Vinzenz mit, er warte nur auf eine paffende Gelegenheit, um mit ihm nach Europa zu entfliehen. Diese ließ zehn Monate auf sich warten, dann aber retteten sie sich in einem kleinen Boot und nach zweijähriger Sklaverei in Afrika betrat Vinzenz wieder den Boden Frankreichs. Der Vizelegat von Afrika nahm den Renegaten als reuigen Büßer in den Schoß der Kirche auf und ging mit ihm und Vinzenz nach Rom. Während jener in einem Kloster Gott das Opfer seines zerknirschten Herzens darbrachte, zog dieser durch seine seltene geistige Begabung die Aufmerksamkeit des Kirchenfürsten auf sich und wurde mit einem geheimen Auftrag an König Heinrich Iv. nach Paris geschickt.
Der Zustand der Kirche in Frankreich war damals trostlos. Die letzte Hälfte des 16. Jahrhunderts war mit dem Blnte der Bürgerkriege zwischen Katholiken und Calvinen: erfüllt, das Volk verwildert, die Kirche geschmäht und beraubt, der Priesterstand er-uiedrigt durch Verfolgung und die Laster der Zeit, der Glaube ohne Wirkung auf die verwahrlosten Seelen. Grenzenloses leibliches Elend folgte, wie immer, dem Mangel an Gottesfurcht, niemand gedachte der Armen und Notleidenden, weil jeder sich selbst in der tiefsten Not fühlte oder wähnte.
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Extrahierte Ortsnamen: Tunis Marseille Tunis Babylons Europa Afrika Frankreichs Afrika Rom Paris Frankreich
Maria Stuart befreit, unterliegt im Kampfe. Lange Gefangenschaft. Ungerecht verurteilt. 163
Schlafgemach der Königin, mit dieser wechselte sie die Kleider und bestieg, einen Pack Wäsche tragend, an ihrer Statt den Kahn. Schon hatte sie beinahe das jenseitige Ufer des Sees erreicht, als der Ruderer sie an der zarten weißen Hand erkannte. Georg floh vor der Rache seiner Verwandten und überließ die Befreiung der Königin einem sechzehnjährigen Waisenknaben, der kleine Donglas genannt. Fünf Wochen verstrichen, ehe dieser eine günstige Gelegenheit fand. Eines Abends entwendete er geschickt die Schlüssel, rief die Königin, führte sie aus dem Schlosse, sperrte das Tor auf und warf die Schlüssel in den See. Ein Kahn war in Bereitschaft und am Ufer harrte Georg Douglas. Sogleich erhob sich für Maria Stuart ein Teil des Adels. Aber als Murray mit einer kleinen Schar auf der Anhöhe Langside erschien, wandte ihr Gefolge nach einem hitzigen Gefechte den Rücken und floh. Die trostlose Königin ritt noch am nämlichen Tage 60 Meilen weit. Ihre Feinde verfolgten sie nach allen Richtungen, doch sie entging ihnen. Endlich am Morgen des dritten Tages erklärte sie, sie fei entschlossen, am Hofe ihrer guten Schwester, der Königin von England, Zuflucht zu suchen. Ihre besten Freunde machten Gegenvorstellungen, der Erzbischof von S. Andrews beschwor sie kniend, ihren Entschluß zu ändern; sie aber traute den ihr erteilten Versicherungen, befahl, Elisabeth einen Diamantring zu bringen, den diese ihr als Pfand ihrer Zuneigung und ihres Beistandes gegeben, fuhr in einem Fischerkahne über deu Solwaysirth und ging nach Carlisle. Aber statt der Hilfe fand die unglückliche Königin eine harte, schreckliche Gefangenschaft von 18 laugen, schweren Jahren.
Bothwell, der nach Dänemark geflohen war, wurde dort verhaftet. Als er iit Malmö 1576 auf dem Sterbebette lag, fragte ihn der Bischof von Seone feierlich in Gegenwart vornehmer Dänen, wie es sich mit dem Tode Darnleys verhalte. Der Graf erklärte, die Königin fei unschuldig daran, er selber, seine Verwandten und einige vom Adel hätten den Mord auf dem Gewissen. Und dennoch ließ die treulose, arglistige Königin von Englaud Maria Stuart noch zehn Jahre dafür büßen. Alle Versuche zu ihrer Befreiung wurden als ebenso viele Komplotte gegen die englische Königin erklärt. Als endlich ein Edelmann Babington wirklich eine Verschwörung zustande brachte, um mit auswärtiger Hilfe Elisabeth vom Throne zu stürzen und zu ermorden und Maria zur englischen Königin auszurufen, glaubte Elisabeth ihr eigenes Leben gefährdet, solange Maria am Leben sei. Man suchte sie in das hochverräterische Komplott zu verwickeln, nm mindestens einen Schein von Gerechtigkeit bei ihrer Ermordung zu haben. In ihrem feurigen Verlangen nach Freiheit beantwortete sie Briese der Verfchworneu; sie mahnte, ja nichts zur Erhebung der Katholiken zu unternehmen, bis der Einfall der Spanier sicher fei; denn sie übertrug ihre Rechte auf England Philipp Ii. als dem großen Verteidiger der katholischen Religion. Die Verfchworneu wurden hingerichtet und Maria vor ein Gericht gestellt. Sie gestand, allerdings danach gestrebt zu haben, die ihr widerrechtlich entzogene Freiheit wieder zu erlangen, auch mit auswärtiger Hilfe, aber sie leugnete entschieden, irgend etwas gegen Elisabeths Regierung und Leben unternommen zu haben. Die Briefe an Babington, welche man gegen sie vorlegte, waren durch einen gewissen Phelipes gefälscht. Die Erklärung der Mitschuldigen Babingtons, daß Maria von der Verschwörung gewußt und sie gutgeheißen habe, war durch die Folter erpreßt sowie die Aussagen ihrer Sekretäre, daß sie in die Sache vollständig eingeweiht gewesen fei. Das Verfahren gegen sie war das gesetzwidrigste. In Fotheringay vernahm man die Angeklagte ohne Zeugen und in Westminster die Zeugen ohne die Angeklagte. Maria staut) allein, ohne Anwalt. Man wollte eben mit größter Parteilichkeit nur einen Schein von Recht gewinnen, sie zu verurteilen. Die Kommissäre erkannten sie einstimmig für schuldig. Lord Buckhurst benachrichtigte Maria Stuart von dem Urteil und ermahnte sie, keine
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Extrahierte Ortsnamen: England Carlisle Dänemark England Fotheringay Westminster
Kosciuszko verwundet. Praga von Suworow erstürmt. Dritte Teilung. 457
bin es, — Wasser!" Der Kosak zog ein Fläschchen aus seiner Tasche und gab ihm zu trinken. Dann teilte er den andern Kosaken mit, wen sie vor sich hätten, und gab ihm die Kleidungsstücke zurück, die er ihm abgenommen hatte. Sie trugen ihn auf ihren Piken nach einem benachbarten Schlosse zu Fersen, wohin auch sein gleich ihm verwundeter und gefangener Freuud Niemczewicz geführt wurde. Es zeigte sich, daß die Wunden nicht tödlich waren. Sierakowski war gefallen, die Reihen der Polen niedergemäht; nur weuige entkamen ins Lager Joseph Poniatowskis.
In Warschau herrschte dumpfe Stille. Männer und Frauen sah man auf der Gasse weinen; es war mit Kosciuszko die Seele Polens entschwunden. Dennoch beschloß der höchste Nationalrat im Widerstand auszuharren; er ernannte General Thomas Wawrzecki zum Oberbefehlshaber und berief Dom-browski und Madalinski nach Warschau, auf dessen Rettung allein man noch bedacht sein konnte. Das Erbieten, gegen den einen Kosciuszko sämtlichen russischen Gefangenen die Freiheit zu geben, lehnte Fersen ab. Als ein preußisches Heer Warschau nahte, um noch vor den befreundeten Russen die Stadt zu besetzen und damit Ansprüche auf den Besitz gegen die Verbündeten zu begründen, betrieb der mit Fersen und Denisfow vereinigte Suworow mit der höchsten Eile den Zug gegen die Hauptstadt. Am 4. November erstürmte er das von 400 Feuerschlünden verteidigte Praga. Wer nicht durch Feindes Hand starb, fand sein Grab in den Fluten der Weichsel, da die nach Warschau führende Brücke abgebrochen war. Mit 8000 Kämpfern fielen Jafinski und Grabowski; 12,000 Bewohner der Vorstadt wurden gemordet, durch die Gassen wälzte sich die Flamme. Mit dem Falle Pragas war die letzte Aussicht auf die Rettung Warschaus entschwunden und Ignaz Potocki wurde vom Nationalrat beauftragt, mit dem Gegner in Unterhandlung zu treten. Suworow antwortete, er kriege nicht mit dem polnischen Volke, sondern nur mit Rebellen und werde mit keinem solchen verhandeln. „So strafen Sie mich und schonen Sie des Volkes!" erwiderte der edle Potocki. Zwei Tage nach der Erstürmung von Praga erfolgte die Übergabe Warschaus, in welches am 8. November der Sieger seinen Einzug hielt. Suworow wurde nach der Besetzung der polnischen Hauptstadt zum Feldmarschall, Fürst Repnin zum Generalstatthalter erhoben, Stanislaus August nach Grodno verwiesen, um dort von russischem Gnadengeld sein Leben zu fristen. Nun erfolgte die dritte Teilung Polens. Preußen, welches Masuren, einen Teil von Podlachien, Litauen und der Woiwodschaft Krakau erhielt, nahm im Jahre 1796 von Warschau Besitz. Die Landschaften zwischen Bug und Weichsel und ein Teil von Krakau und Sendomir fielen an Österreich, alles übrige samt dem Herzogtum Kurland an Rußland.
Kosciuszkos Denkmal in Nordamerika.
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Sie fährt um Schottland und Irland herum. Gewaltiger Verlust.
Zuversicht, die so oft der Vorbote des Sieges ist. Aber das große Ereignis, von dem Englands Schicksal abhing, die Überfahrt des Heeres, war noch immer zu gewärtigen. Der Herzog von Parma hatte seine Vorbereitungen vollendet und mit Hilfe neuer Kanäle die Transportschiffe nach Nienpoort und Dünkirchen gebracht. In dem ersten dieser Häfen waren schon 14,000 Mann eingeschifft, in dem letzteren erwartete ein beinahe ebenso starkes Korps nur die Befehle des Feldherrn und man glaubte, am folgenden Tage, dem zweiten nach Ankunft des Herzogs von Medina Sidonia, werde das große Unternehmen stattfinden. In der bewölkten und stürmischen Nacht wurde plötzlich die See durch acht Brander erhellt, die pfeilschnell gegen die Armada herantrieben. Ein Schrei des Entsetzens entrang sich den Spaniern. Sie kappten unverzüglich die Ankertaue, suchten die hohe See und fügten einander im Schrecken und in der Verwirrung viel mehr Schaden zu, als sie in irgend einem der bisherigen Gesechte gelitten hatten. Die Brander liefen auf den Strand, ohne Schaden anzurichten; kaum wünschte sich aber der Herzog Glück, der Gefahr entronnen zu sein, da erhob sich ein heftiger Wind von Südwesten, der Regen stürzte in Strömen herab, das Leuchten der Blitze verwirrte die Matrosen und der anbrechende Tag fand die Armada längs der Küste von Ostende bis Calais zerstreut. Bald brachte eine von Gravelingen her erdröhnende Kanonade die Flotte ins Gefecht. 40 Segel stark hielten die Spanier den Angriff tapfer aus; am Abende trieb sie die zunehmende Heftigkeit des Windes zwischen die Klippen und Sandbänke an der Scheldemündung. Am andern Morgen zogen sie sich zwar heraus, hatten aber zwei Galionen und eine neapolitanische Galeasse verloren.
Der spanische Admiral beriet sich mit seinen erfahrensten Offizieren. Seine Flotte war nunmehr auf weniger als 120 Segel geschmolzen, die sämtlich stark gelitten hatten; die Überfahrt des Heeres oder die Rückkehr durch den Kanal zu versuchen, hieß dem Verderben in den Rachen rennen; alle stimmten überein, nur ein Weg — die Umschissnng von Schottland und Irland — stehe ihnen offen, freilich ein Weg voll Schrecken und Gefahr für Männer, welche die Küste nicht kannten -und an die stürmischen Meere dieser hohen Breiten nicht gewohnt waren, aber doch ein Weg der Hoffnung, dem König noch einige Trümmer der gewaltigen Flotte zu erhalten. Zum erstenmal flohen jetzt die Spanier vor ihren Verfolgern und die Engländer hätten sie vernichten können, wären sie nicht genötigt gewesen, aus Mangel an Munition in ihre Häfen zurückzukehren. Die Flüchtlinge trafen auf ihrer nördlichen Fahrt keinen Feind; aber sie hatten mit Wind und Wellen zu kämpfen, die schottischen und irischen Gestade waren mit Trümmern gescheiterter Schiffe bedeckt, und als der Herzog von Medina Sidonia im Hafen von St. Andern die verhängnisvolle Fahrt vollendet hatte, gestand er den Verlust von 30 der größten Schiffe und von 10,000 Mann ein. Nach einigem Streite mit feinen Kollegen übernahm es Ehristophal de Mora, dem König die niederschmetternde Kunde zu hinterbringen. Philipp vernahm sie, ohne eine Miene zu verändern oder die geringste innere Bewegung zu verraten. „Ich danke Gott," erwiderte er ruhig, „der mir Hilfsquellen genug gegeben hat, um einen so harten Schlag ertragen zu können. Ein Zweig ist abgehauen, aber noch grünt der Stamm und vermag einen neuen zu treiben." Sogleich ließ er unter die Schiffsequipage 50,000 Kronen verteilen, verbot in einer Proklamation jede öffentliche Trauer und brachte öffentlich Gott seinen Dank, daß seine Flotte nicht gänzlich vernichtet worden fei. Die Spanier trösteten sich damit, daß sie ihren Verlust der Heftigkeit der Stürme zuschrieben; der Herzog von Parma wurde in den unzweideutigsten Ausdrücken königlicher Gnade und Zufriedenheit versichert und ein fruchtloser Versuch der englischen Minister, ihn zum Treubruch zu verleiten, stellte ihn nur noch höher in der Achtung seines Monarchen.
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Extrahierte Personennamen: Ehristophal_de_Mora Philipp
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Schlacht bei Abukir. Sieg. „Der Held vom Nil."
den rechten Arm. Mit nur einem Auge und einem Arne kehrte er nach London zurück, welches ihm in goldener Kapsel das Bürgerrecht überreichen ließ. Kaum genesen, bat er den König um die Gnade, den Befehl wieder übernehmen zu dürfen, legte sich vor Toulon und suchte und fand die französische Flotte, die ihm entschlüpft war, im Hafen vor Abukir.
Ruhig sah er von seinem Admiralschiffe auf die feindlichen Wimpel; ans feinem Auge blitzte die Freude, daß ihm der Kampf gegen einen Feind nicht gewehrt werden könne, nach dem er lange vergeblich gesucht hatte. Es war 3 Uhr nachmittags, als er den Strand von Abukir erreichte und begünstigt vom Winde unverzüglich den Kampf mit den an Kräften ihm wenig überlegenen Feind eröffnete. Viele französische Matrosen waren gerade auf dem Lande. Als sie in höchster Eile von Alexandria eintrafen, hatte die Schlacht bereits begonnen. Die hereinbrechende Nacht setzte ihr kein Ziel. Auf dem Verdeck des „Orient" wurden dem Admiral Brueys von einer Stückkugel beide Schenkel zerschmettert; aber er wollte nicht hinweggetrageu werden; „ein Admiral muß sterben, während er seine Befehle gibt," waren seine Worte. Gegen 9 Uhr stand das Schiff in hellen Flammen, während er immer den Kampf noch fortsetzte. Die Pumpen waren durch feindliche Kugeln zerschmettert, die Eimer unbrauchbar geworden. Menschliche Hilfe konnte der um sich fressenden Flamme keine Schranken setzen. Als das Feuer dem Pulvermagazin näher kam, stürzten sich viele Offiziere und Matrosen über Bord; feindliche und befreundete Flaggen zogen sich ans der unheimlichen Nähe der Glnt zurück. Mit jedem Augenblick erwartete man das Auffliegen des Orient. Nur der Kapitän desselben, Casabianea, aus einer adeligen Familie zu Vescovato in Corsiea stammend, der im Konvent für die ewige Gefangenschaft Ludwigs Xvi. gestimmt hatte und später zum Mitglied des Rates der Fünfhundert ernannt worden war, ließ sich nicht bewegen, das Deck zu verlassen. Ihm zur Seite sah man seinen zehnjährigen Sohn, der des Vaters Wunde verband. Um 10 Uhr erfaßte die Flamme die Pulverkammer und unter entsetzlichem Donner wurde das Admiralschiff in die Luft geschleudert. Feierliche Stille herrschte auf beiden Schlachtreihen; eine volle Viertelstunde wurde kein Schuß vernommen, bis Nelson, jetzt seines Sieges gewiß, mit unwiderstehlichem Andränge die Schlacht erneuerte. Die meisten seiner Schiffe waren entmaftet; seine Ruhe und feste Haltung teilte sich den englischen Seeleuten mit. Gegen 2 Uhr morgens kappte Villeueuve die Anker und entkam mit zwei Linienschiffen und eben so vielen Fregatten. Der ganze zurückbleibende Teil der französischen Flotte ging in Feuer auf oder mußte sich dem Sieger ergeben. Um 3 Uhr morgens war die Schlacht beendet. Vier Stunden weit war die Küste mit Trümmern bedeckt, zahllose Leichen trieben auf den Wellen hin. Nelson gab Befehl, dem Allmächtigen für den glänzenden Sieg zu danken. Er war selbst am Kopse durch eine Kartätschenkugel verwundet worden und blutete so stark, daß man für sein Leben fürchtete.' Der Arzt wollte sich vor allen andern mit feiner Wunde beschäftigen; aber Nelson befahl: „Nein, ich werde warten, bis die Reihe unter meinen braven Jungen an mich kommt." Als der Arzt erklärte, die Wunde sei nicht tödlich, brach lauter allgemeiner Jubel aus.
Nelson erhielt den Ehrenbeinamen „der Held vom Nil". Den Degen, welchen der französische Vizeadmiral Blauquet ihm übergeben hatte, sandte er nach London als Beweis, daß Britannien noch auf dem Meere herrsche. „Die Hand Gottes," berichtet Nelson nach Neapel, „lag sichtbar auf den Franzosen und ich hoffe, daß sich auf der englischen Flotte keine Seele findet, die nicht den Sieg dem Segen des Allmächtigen zuschreibt, der auf unserer gerechten Sache ruht." Wie in abergläubischer Verehrung drängten sich die Lazzaroni um den Helden, als dieser in Neapel ans Land stieg. Er konnte damals nicht bewogen werden, den gefangenen Blauquet zu besuchen. „Ich fürchte, daß mein Anblick ihn verstimmt," sprach
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Extrahierte Personennamen: Admiral_Brueys Ludwigs Nelson Nelson Nelson Nelson Blauquet Nelson
Extrahierte Ortsnamen: London Alexandria Orient Casabianea Corsiea London Britannien Gottes Neapel Neapel
Übergang über die Beresina.
535
von 2 m passierte, war abgebrochen, das Bett des Flusses war infolge des Tauwetters mit Treibeis bedeckt. Kutusow rückte mit dem Gros der russischen Armee heran; Tschitschagow kam ihm mit der Moldauarmee, welche Schwarzenberg nicht aufzuhalten vermocht hatte, zuvor; Wittgenstein, der vom Norden heranzog, forcierte seinen Marsch, um ihm die Hand zu reichen. Die Beresina sollte das Grab der Trümmer der großen Armee werden; sie wurde jedoch wie durch ein Wunder gerettet. Infolge fehlerhafter Kombinationen ließen die Russen sie entwischen. General Eble, das Haupt der Pontoniere, war so glücklich, nach unerhörten Anstrengnugen und troa des Ä?angels an erteil unter den Augen dev Kaisers zwei Brücken bei Studianka zu schlagen. Der russische General Tschaplic, der mit einigen Kanonenschüssen die erste fertige Brücke hätte zertrümmern können, ging in eine Falle und ließ sich anderwärts hinziehen. Ohne diese glücklichen Umstände wäre kein Franzose entwischt. Am 28. November überschritt die französische Armee den Fluß; aber Tausende kamen noch während des Überganges um. „Der Zusammenstoß der Truppen," sagt Segnr, „stürzte mehrere in den Fluß mitten unter die Eisschollen und das Gewühl der Schlitten bildete eine so dichte und starre Masse, daß eine Menge Menschen dabei erdrückt wurde; die Regimenter waren gezwungen, sich mitten durch sie hindurch mit dem Säbel in der Hand den Weg zu bahnen." Gegen 30,000 Kampffähige und nahe an 20,000 Mann Entwaffnete sahen sich so einem gewissen Tode entrissen. Als aber am nächsten Morgen Eble, der das Korps Wittgensteins herannahen sah, die Brückeu um 81/2 Uhr morgens wieder abbrechen mußte, wurden immer noch gegen 2000 desorganisierter Menschen geopfert. Außerdem wurde noch die Division Parthouueaux, 3500 Mann stark, die sich durch ein Mißverständnis vom Gros der Armee getrennt hatte, auf dem linken Ufer zurückgelassen und so gezwungeu, die Waffen vor Wittgensteins Truppen zu strecken. Alle andern kamen am 3. Dezember zu Molodetschua an, wo sie auch noch von Frost litten, aber mindestens etwas zu essen fanden und ausruhen konnten. Während sie nach Wilna marschierten, waren ihnen die Russen immer auf den Fersen; die Kälte wurde fürchterlicher als je vorher und der Thermometer sank bis 30 Grad Reaumur. Die Russen litten ebensoviel als die Franzosen, aber sie waren Sieger. In den dezimierten und aufgelösten Reihen der bejammernswerten Überreste der großen Armee wurde die Verwirrung fürchterlich. Dennoch erreichte man am 9. und 10. Dezember Wilna; von hier gelangte man nach Kowno und am 15. Dezember wurde der Njemeu von einigen tausend Mann wieder überschritten, welche so viele Schicksalsschläge, so erschütternde Katastrophen überlebt hatten.
Alexander sah seine triumphierende Armee am 18. Dezember zu Wilna wieder und erkannte ihr Belohnungen zu. Kutusow, der nach der Schlacht von Borodino zum Feldmarschall erhoben worden war und hierauf den Fürstenrang mit dem Beinamen Smolenskoi erhalten hatte, empsing aus der Hand seines Souveräns das Band des Ordens vom heiligen Georg erster Klasse, das nicht einmal der Monarch selbst trug. Es war dies die größte Ehre, die einem russischen General zuteil werden konnte. Der Feldzug war beendigt; die Truppen bezogen die Winterquartiere.
Gottes Hand hatte die Franzosen getroffen. Am 6. Dezember hatte Napoleon den Oberbefehl Murat übergeben und war nach Paris vorausgeeilt, um eine neue Armee auszuheben, mit welcher er das Unglück wieder gutzumachen hoffte.
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Schlacht im Teutoburger Wald.
351
Armee schickte sich zum Rckmrsche nach Aliso, dem Sttzpunkte der rmischen Stellungen auf dem rechten Rheinufer, und ins Winterlager nach Castra Vetera an. Da kam die Meldung, da ein benachbarter Gau im Aufstand sei, und Varus entschlo sich, statt auf der Etappen-strae das Heer zurckzufhren, einen Umweg zu nehmen und unterwegs die Abgefallenen zum Gehorsam zurckzubringen. Als nun die Armee von ihrer Kommunikationslinie hin-reichend sich entfernt hatte und tief genug in das unwegsame Land eingedrungen war, stan-den in den benachbarten Gauen die Konfderierten auf, machten die bei ihnen stationierten kleinen Truppenabteilungen nieder und brachen von allen Seiten aus den Schluchten und Wldern gegen das marschierende Heer des Statthalters vor. Armin und die namhaftesten Fhrer der Patrioten waren bis zum letzten Augenblick im rmischen Hauptquartier geblieben, um Varus sicher zu machen; noch am Abend vor dem Tage, an welchem die Insurrektion losbrach, hatten sie im Feldherrnzelte bei Varus gespeist. Von der Tafel weg ritt Armin zu den Insurgenten und stand den andern Tag den Rmern gegenber. Der Himmel selber war mit den Deutschen zum Untergange der Rmer verschworen. Ungewitter brachen los, unendlicher Regen strmte nieder und die Gebirgswasser schwollen zu Strmen an. In lang ausgedehntem Zuge schleppten sich die Rmer, beschwert mit vielem Gepck, durch die engen Tler fort. Pltzlich erscholl in dem Brausen des Waldes und der Gewsser der frchterliche Kriegsgesang der Deutschen. Erschrocken standen die Rmer. Da wurden sie von allen Seiten mit einem Hagel von Steinen, Pfeilen und Wurflanzen berschttet. Dann strzten die Deutschen von den Hhen nieder zum Handgemenge. Grauen und Entsetzen ergriff die Rmer; doch gelang es den einzelnen, sich in greren Massen zu sammeln und Widerstand zu leisten. Den ganzen Tag ward fliehend und verfolgend gestritten. In der Nacht gelang es den Rmern, einen freien Platz zu gewinnen und ein festes Lager zu schlagen. Doch, ohne Nahrungsmittel und von Feinden umringt, war hier ihres Bleibens nicht. In der Frhe brachen sie wieder auf, nachdem sie alles Gepck verbrannt, um sich die Flucht zu erleichtern. Sie zogen auf einer waldlosen Ebene (an der Werra) dahin und hielten so ziemlich Ordnung, erlitten aber auch hier Verluste, bis sie aufs neue in die Waldgebirge (bei Detmold) kamen. Da ffnete sich ihnen ein unwegsames Tal, in dem ihnen abermals groe Scharen von Deutschen auflauerten und ihre Niederlage vollendeten, im Teutoburger Walde nach dem Bericht des Tacitus (wahrscheinlich in dem Tale, worin die Berlebecke fliet, unter dem Groteberg, der ehemals der Teut hie, dessen Gipfel mit einem doppelten Hnen-ringe von groen Steinen geziert ist). Der Rest der Rmer erreichte zwar wieder einen freien Platz und schlug der Nacht noch einmal ein Lager auf; aber es war nur noch klein und in Eile ausgeworfen, und als sie am dritten Morgen nicht mehr weit von Aliso entfernt waren, traten ihnen neue Scharen (der Lage nach Chatten) entgegen und sie wurden vllig eingeschloffen. Hier (zwischen Osterholz, Schlangen und Haustenbeck) endete der Kampf. Varus strzte sich in sein Schwert. Nur wenige Rmer entkamen nach Aliso, von wo sie sich nachher unter Lucius Cdicius heimlich aufmachten und nach dem Rhein durchschlugen.
Armin feierte groe Opferfeste und weihte den Gttern alle Toten und alle Beute, so da die Rmer unbegraben auf dem Felde liegen bleiben muten. Die Hauptleute unter den Gefangenen wurden am Opferaltar geschlachtet. An den gefangenen Richtern und Ad-vokaten nahm der Deutsche grausame Rache, weil sie ihm am verhatesten gewesen. Einem wurde die Zunge ausgerissen mit den Worten: Nun zngle, Schlange!" Die noch brigen Rmer muten Sklaven werden.
Als die Rmer am Rhein von dieser Niederlage hrten, verstrkten sie sich in Eile; denn sie glaubten nicht anders, als da die Deutschen ihren Sieg verfolgen und in hellen
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Die Studierenden in Athen.
und doch eilte man von dem heiligen Orte hinweg zu Wettrennen und Spazier-gngen.
Diesen Heihunger nach Vergngungen suchte nun Chrysostomus auf die Mildttigkeit hinzulenken, welche er als einen Hafen betrachtete, der alle Schiffbrchigen, welchen Landes und Volkes sie auch sein mgen, schtzend aufnimmt; er wies hin auf die Gastfreiheit Abrahams, der die drei Wanderer aufnahm, ohne zu fragen, wer sie seien; denn ihre Bedrftig-feit empfahl sie ihm zur Genge; wir mssen, sagte er, im Unglcklichen seine Menschennatur ehren, nicht das Verdienst seiner Handlungen und seines Glaubens. Als dieser grte und-gewaltigste Redner seiner Zeit, der trefflichste Ausleger des heiligen Paulus, zum Patriarchen von Konstantinopel erhoben worden war (398), reformierte er die ihm untergebenen Kirchen und strebte, die Hretiker zum wahren Glauben zurckzufhren. Er starb im Exil, weil er als zweiter Johannes der Tufer die Kaiserin Eudoxia wegen ihrer Sittenlosigkeit mit aller Kraft seiner Beredsamkeit getadelt halte.
Basilius der Groe.
Von Pontus, wo seine Groeltern der letzten Diokletianischen Verfolgung sich durch die Flucht entzogen und lange in der Verborgenheit gelebt hatten, wurde Basilius seiner Studien wegen nach Csarea, hierauf nach Konstantinopel und endlich nach Athen gesandt. Hier zeigte er schon im Jnglingsalter Ernst und mnnliche Reife, tadelte die Leichtfertigkeit der Brger und die Streitsucht der Studierenden, die bei einem bereifrigen Streben nach Wahrheit dieselbe mit Fanatismus verteidigten und fr ihre Lehrer Partei nahmen, wie die Glubigen fr ihre Bischfe, die Plebs fr die Wagenlenker des Zirkus. In Athen," erzhlt Gregor von Nazianz, der innigste Freund des Basilius, gleichen die Schulen geruschvollen Amphi-theatern, wo die leidenschaftlichen Zuschauer inmitten einer Staubwolke sich unruhig hin. und her bewegen, mit ihren Gebrden die Bewegungen der Wagenlenker verfolgen, die Luft mit ihrem Geschrei erschttern, die Finger ausstrecken, als knnten sie dadurch den Atem der Renner verlngern, und obgleich sie weit von der Rennbahn entfernt sind, diesen Wagenlenker antreiben, jenen zurckhalten, der Pferde, Lenker, Bahn und alles Mgliche ihr Urteil abgeben. Wer aber tut alles dies? Ein Haufen Miggnger, die keinen Tag zu leben haben. Das sind die Studierenden in Athen mit ihren Lehrern und deren Nacheiferern. Nachdem sie sich einmal zu einer Schule bekannt haben, ist es ihre hchste Sorge, die Menge der Schler und den Nutzen des Lehrers selbst durch die unvernnftigsten und unanstndigsten Mittel zu vermehren; sie besetzen Straen, Tore, die Gegend, alle Wege, welche aus der Provinz nach der Stadt führen, und kaum hat ein Jngling den Boden von Attika betreten, fllt er dem ersten Besten anheim, der sich seiner Person bemchtigt. Die Sache ist halb ernst halb komisch. Man fhrt zunchst den neuen Ankmmling nach der Wohnung irgend eines Freundes oder derjenigen des beliebtesten Sophisten; da regnet es auf ihn Witze und Spitzfindigkeiten herab, um ihn kleinmtig zu machen und seine Ansprche herabzustimmen, und bei diesem Sturme zeigt sich je nach der Erziehung, die er empfangen hat, die Kraft feines Geistes und seines Charakters. Wem dieser Gebrauch gnzlich fremd ist, wird dadurch erschreckt oder beleidigt; wer aber darauf vorbereitet ist, findet dabei Unterhaltung, weil das Drohen und Schwtzen bei weitem das Gefhrlichste an der Sache ist. Der Neuangekommene wird sodann der den ffentlichen Platz, wo die Begleitung sich in Doppelreihen entfaltet, nach dem Bade gefhrt; ist man dessen Schwelle nahe, so stoen alle zusammen, wie von einer pltzlichen
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Extrahierte Personennamen: Abrahams Eudoxia Ernst Gregor_von_Nazianz Gregor
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Sintflut. Einheit des Menschengeschlechtes.
erbten sich auf die Nachkommen, die des auf Irdisches gerichteten Treibens" auf die Kainiten, jene der Verehrung Jahves auf die Sethiten. So schied sich die Menschheit damals schon in zwei entgegengesetzte Lager, die Kinder des Menschen und die- Kinder Gottes. Allmhlich vermischten sich die Geschlechter und dadurch wurde die Bosheit allgemein und gab die Veranlassung zur Sintflut.
2. berall wird in den berlieferungen der Völker die groe Flut als Strafgericht aufgefat, das Gott der die ganze verderbte Menschheit verhngt; berall wird eine Familie gerettet, meistens in einem Schisse, bei manchen Vlkern in einer Hhle; vielfach werden acht Personen genannt, so bei den Indern, wo Manu mit den sieben Rifchis in der Arche war, bei den Peruanern, wo vier Männer und eben so viele Frauen genannt werden mit Namen, die einer untergegangenen Sprache angehren, und bei den Fidschi-Jnsulanern, wo das Fahrzeug aus einer Nu gemacht ist. Von dem feierlichen Opfer nach dem Verlassen der Arche berichten ebenfalls viele Völker. Bei manchen knpfen sich alte Kulte an die Erinne-rung der abgelaufenen Flut; so bei den Armeniern, die ihr Neujahr in dem Monat Nawa-sart feierten, dessen Name bedeutet: die Arche ist gelandet," bei den,Syriern in Hierapolis, welche zweimal im Jahre Wsser in eine Kluft gssen, weil Denkalion diesen Brauch ge-stiftet habe, bei den Athenern, die zum Andenken an alle in der Flut Begrabeueu in dem Heiligtum bei Deukalions Grab Weizenkuchen und Honig versenkten, auch bei den Sioux-Indianern, wo im Frhjahre, wenn der Weidenzweig, den die Taube brachte, 'ausschlgt, vor dem groen Kanoe" Opfer dargebracht werden und die Friedenspfeife geraucht wird.
Der Regenbogen kommt bei den Kelten vor, die ihn zum Grtel ihres Sintflut-Patriarchen und Weinerfinders Hu machen, während er den Chinesen als Augenbraue ihres Noe, der Jao heit, gilt, bei den Litauern, wo ihn Gott den Geretteten zum Trste schickte mit der Anweisung, der die Gebeine der Erde zu springen, um Nachkommen zu ge-Winnen, was an die griechische Sage erinnert, bei den Peruanern, die ihn als Unterpfand, da die Flut nicht wiederkehren werde, verehrten.
Abstammung der Menschen von einem Paare.
1. Noe steht als Stammvater an der Spitze aller Menschen, die nach der Sintflut gelebt haben, wie Adam als Stammvater an der Spitze des gesamten Menschen-geschlechtes. Damit ist zugleich die Antwort auf die weitere Frage gegeben: Stammen alle Menschen von einem Paare ab? Die Einheit des Menschengeschlechtes bezeugt die Schpfungsgeschichte; Paulus verkndet sie im Areopag zu Athen: Gott hat aus Einem das ganze Menschengeschlecht gemacht, da es wohne auf der ganzen Oberflche der Erde." (Act. 17, 26.) Die christliche Lehre von der Erbsnde und der Erlsung knpft sich daran. Die grten Naturforscher, wie A. v. Humboldt, Busfou, Steffens, reden ihr das Wort. Aber sprechen dagegen nicht die gewaltigen Verschiedenheiten der Menschenrassen in Sprache und Sitten, in der Bildung des Schdels, in der Hautfarbe, im Bau des Knochengerstes?
Als unmglich vermag die Naturwissenschaft die Abstammung aller Menschen von einem Paare nicht zu beweisen, ja nicht einmal als unwahrscheinlich. Denn alle Menschenrassen, so verschieden sie auch uerlich sein mgen, stimmen in einem unvernderlichen, wesentlichen Typus berein und gehen in den vernderlichen Merkmalen ineinander der. Die natrliche Stellung aller Menschen ist die aufrechte; die einzelnen Knochen sind berall in derselben Anzahl vorhanden und nach Form und Struktur einander gleich. Die Umkleidnng des Gerippes mit
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Schuld. Leben und Tod.
Ebenso befremdend ist die Ansicht, da die Snde nicht in dem Willen, sondern lediglich in dem Verstnde wurzle. Sie ist nichts als eine Torheit", die der den Menschen kommt, und zwar oftmals durch die Absicht der Götter selbst; denn die Betrung" ist eine Tochter des Zeus". Wie leicht konnte man es also mit jeder Snde nehmen, wie bequem sich der alles rechtfertigen! Aber das Gewissen ist ehrlicher als jede Sophistik. Es erkennt zwar die Gewalt der ueren Umstnde, die Einflsse der Abstammung und des Schicksals an; aber den wesentlichen Grund zeigt es schonungslos in dem eigenen Ich. Dadurch empfand auch der Grieche die Snde nicht blo als Unglck, sondern sie drngte sich ihm auf als Schuld.
Wie kann man aber der Schuld entrinnen, ehe sie verbt wird, wie kann man sie vershnen, wenn sie begangen ist? Jenes versuchte man, indem man die bereits genannten Beweggrnde zur Tugend und Sittlichkeit wirken lie; dieses geschah, indem man teils gegen die Menschen das Versumte nachzuholen, das Gefehlte gutzumachen strebte teils sich bemhte, die Götter durch Gelbde und Opfer umzustimmen. Diese Absicht untersttzte man durch Gebete und Reinungen, zu denen Wasser oder Schwefel gebraucht wurde. Aber trotz Wasser und Schwefel blieb die Vershnung des Himmels unsicher und das Leben trostlos; denn es hatte keine Gewiheit der Gnade.
Wir treten an die Betrachtung des letzten Punktes, Leben und Tod. Der Grieche hat einen schnen Himmel und eine schne Erde und ein heiteres Gemt, das frei war von Weltschmerz und schwchlicher Empfindelei. Dennoch blieb ihm die Not des Lebens nicht verborgen. Er wei, wie viele Leiden uns die Schuld der Snde bereitet; er fhlt die Schranken unserer Natur und er findet in seinem Schmerze keinen dauernden Halt und Trost, weil das Schicksal, das diesen Jammer sendet, ein wesenloses, hartes Ding ist, ohne Herz und ohne Erbarmen. Dieses allgemeine, nngemilderte Elend, dessen Stachel auch hier die Snde ist, die keine sichere Hoffnung der Gnade hat, drckt ihn fast zu Boden. Was ist die Folge? Mitten in seinem Tempel behlt er zuletzt die Gewiheit, da Mensch" und Unglcklicher" gleichbedeutend seien. Der alte Fluch lastet auf dem jugendlichsten, lebenssrohesten Volke, das bald keine Erlsung mehr findet als nur im Tode. Der Tod gilt also fr das hchste Glck. Man wnscht ihn herbei selbst in der gnstigsten Lage, weil die Erfahrung lehrte, da auf Sonnenschein stets wieder Regen folgt. Und wann Regen und Sturm losgebrochen war, wie leicht entschlo man sich, mit einem Druck der Hand jene Tr zu ffnen, die in das Reich der Schatten fhrt!
Aber seltsamer Widerspruch! Was man so hei ersehnte, ist zugleich das Entsetzlichste, wofr der Mensch einen Gedanken hat, so entsetzlich, da selbst ein Achill viel lieber der rmste Knecht auf Erden sein mchte als ein König im Reiche der Finsternis.
Wir schlieen diese Betrachtung der die Götter Griechenlands mit der berzeugung, da jeder Unbefangene nur ein gerechtes Urteil darin finden wird, wenn sich, freilich in anderer Weise, an ihnen das Wort des Dichters erfllte:
Einen zu bereichern unter allen,
Mute diese Gtterwelt vergeh'n."
So tief jedoch diese Religion Homers und Griechenlands unter dem Christentum steht, so unbillig wre es, ihr die Vorzge abzusprechen, die sie besonders vor dem modernen Heiden-tum voraus hat. Das alte Heidentum war Aberglaube, das neue ist Unglaube und dieser ist schlechter. Das alte sucht Gott, das neue wirft ihn weg. Am wenigsten aber darf man den Gttern Griechenlands das Verdienst bestreiten, welches sie fr die politische Gestaltung von Hellas gewonnen haben. Durch diese Religion erhielt das griechische Volk seine Einheit.
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